Wir leben lange schon in einem Land, in dem Menschen aus weit entfernten Kulturen zum Alltag gehören. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass auch Eidelstedt immer wieder Ziel von Einwanderern war, die hier eine Heimat fanden. Alle Zuwanderer bringen etwas mit, was wir als Bereicherung empfinden, aber auch kulturelle Elemente, die zu Konflikten führen können. Wenn es gelingt, bei allen unterschiedlichen Lebensweisen und Einstellungen gut miteinander auszukommen, sprechen wir von gelungener Integration. Dabei spielen zum Beispiel Sprache, Bildung, Arbeitsmarkt und Identifikation eine große Rolle. Integration passiert aber nicht von alleine, sondern fordert von allen Seiten Offenheit und Geduld.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Anfang der 50er Jahre zuerst die Lohkampsiedlung gebaut, dann das Eisenbahnerviertel erweitert. So wuchs Eidelstedt und wurde von einem Bauerndorf immer mehr zu einem Stadtteil von Hamburg. Immer mehr Bauern gaben die Landwirtschaft auf und verkauften ihr Land.
Verschiedene Zuwanderungswellen ließen Eidelstedt wachsen:
Eidelstedt, wie wir es heute kennen, ist schon seit langem durch Zuwanderung geprägt. Ein italienisches Restaurant, zwei griechische, lange auch ein chinesisches. Rund um die Marktfläche beim Bürgerhaus gibt es türkische Läden und Schneidereien, in der Lohkampstraße zwei türkische Lebensmittelmärkte, einen pakistanischen Laden, ein Friseursalon und ein Wettbüro in türkischer Hand und viele mehr. Die vorwiegend türkische islamische Gemeinde hatte lange ihre Moschee am Wiebischenkamp 23. Inzwischen ist sie gewachsen und in größere Räume an der Elbgaustr. 62 Ecke Niekampsweg gezogen.
Wir leben in einem multikulturellen Viertel.
Schon im Sommer 2015 war im Bürgerhaus zuerst unter der Leitung der Pastorin der Elisabethkirche, Margitta Melzer, die Willkommensgruppe Eidelstedt gegründet worden, mit dem Ziel Kontakt zu den ca. 60 Geflüchteten im Furtweg aufzunehmen.
Der große Druck auf die Stadt, geflüchtete Menschen unterzubringen, hat seit 2017 deutlich abgenommen. Notunterkünfte konnten geschlossen und Wohncontainer abgebaut werden. Allerdings weiß niemand sicher, wie sich die Lage in der Welt weiter entwickeln wird.
Die beiden neu gebauten Unterkünfte an Duvenacker und Oliver-Lißy-Staße sind fast vollständig belegt, zusammen sind hier knapp 700 Geflüchtete untergebracht. Im Bürgervertrag ist festgeschrieben, dass diese Zahl schrittweise reduziert werden muss. Seit Oktober 2019 läuft ein Projekt zur Einrichtung von Bewohner-Beiräten.
Vieles wurde bereits und soll noch unternommen werden, um in Eidelstedt Integration und gute Nachbarschaft zu fördern. Im Integrationskonzept des Bezirksamts Eimsbüttel sind etliche Maßnahmen und Planungen aufgeführt. Sie reichen von Bauvorhaben der Stadt über Verbesserung von sozialen und kulturellen Angeboten bis zu kleinen Projekten von ehrenamtlichen Initiativen. Wer sich für Details interessiert, kann das ausführliche Integrationskonzept lesen.
Einerseits soll den neu zugezogenen Menschen ermöglicht werden, am gesellschftlichen Leben gleichberechtigt teilzuhaben. Das bedeutet, dass sie Unterstützung dabei erhalten, menschenwürdig zu wohnen, ihre Kinder in KiTa’s und Schulen zu geben, die Sprache zu erlernen, eine Arbeit zu finden und vieles mehr. Andererseits sollen in den Quartieren, die die neuen Nachbar*innen aufnehmen, Verbesserungen erzielt werden, von denen auch die Alteingesessenen profitieren.
Zu dem Integrationskonzept gehört eine lange Liste, in die alle bekannten Angebote und Maßnahmen aus Eidelstedt eingetragen sind. Die meisten gibt es bereits, einige sind geplant.
Die fast 80 Maßnahmen sind gegliedert in die Themenbereiche:
Sie können sich hier alle Einzelheiten der Maßnahmenmatrix anschauen.
Die Matrix gibt den Stand von Integrationsmaßnahmen etwa gegen Ende 2018 wieder. Achtung: Da es sich oft um kleinere Angebote handelt, werden sich schnell Veränderungen ergeben.
Dem Bürgervertrag nach soll die Zahl der untergebrachten Menschen in den Unterkünften Ende 2019 auf jeweils 300 reduziert werden. Langfristig werden dann die ca. 150 Wohnungen, die der Unterbringung in Eidelstedt dienen, als normale Sozialwohnungen vermietet. Das wird nach und nach geschehen, indem die Bewohner eigene Mietwohnungen finden. Spätestens nach 15 Jahren sollen alle Wohnungen normal vermietet und die betreute Unterbringung beendet sein.
Inwieweit die Überlegungen des Integrationskonzeptes umgesetzt und auch wirksam werden, lässt sich heute noch nicht sicher sagen. Integration und Nachbarschaft lassen sich nicht auf Knopfdruck herstellen, sondern können nur gelingen, wenn die Stadt gute Voraussetzungen schafft und die Einrichtungen und Bürger aktiv mitwirken.
Autoren: Wolfgang Wallach/ Martin Elbl
Allgemeines zu Integration, Flüchtlingspolitik und -hilfe, Hamburg
Integration in Eidelstedt, Ansprechstellen
Einige Einrichtungen oder Angebote, die Integration unterstützen:
Broschüren und Informationen für Einwanderer